Sportkreis-Vizepräsident Gerhard Strohmann (TSG Pfaffenwiesbach) hatte den Ehrenteller des Sportkreises Hochtaunus als Präsent mitgebracht, bevor er Budokan-Mitglied Ferdi Ernst mit der Verdienstnadel des Landessportbunds Hessen (lsb h)auszeichnete. Der Versicherungskaufmann Ernst stand mehr als 20 Jahre an der Spitze des Vereins und ist bis auf den heutigen Tag als Träger des 1. DAN (Karate) Trainer der Freitagsgruppe beim Budokan sowie Schriftführer und Webmaster.
Der Ort des kleinen Festempfangs war vom Vorstand um Norbert Hofer ganz bewusst gewählt worden, denn der Budokan („Bu“ steht für Krieger, „Do“ für Weg und „Kan“ für Haus) hat seine Wurzeln bei der traditionsreichen Homburger Turngemeinde von 1846. Die von dem inzwischen 90-jährigen Pionier Jürgen Seydel gegründete Schule des Selbstverteidigungs-Kampfsports in Bad Homburg darf sich sogar als Wiege des Karate in Deutschland bezeichnen. Der heute im Hintertaunus lebende Seydel absolvierte seine Judoausbildung 1949 am Institut für Leibesübungen an der Uni Bonn.
Nach dem Umzug nach Bad Homburg gründete er am 1. April 1952 eine Judo-Abteilung beim TV Oberstedten und am 28. Juni 1955 erfolgte der Wechsel zur HTG, nachdem der Vertrag beim TVO aus Platzgründen gekündigt worden war. Zum 50-jährigen Vereinsbestehen hat Jürgen Seydel dem Budokan einen Brief geschrieben und dem Verein für die weitere Zukunft alles erdenklich Gute gewünscht.
Die Gründung der ersten deutschen Karate-Gruppe überhaupt fand im Frühjahr 1957 statt und war Teil der Judo-Abteilung, die durch Mitglieder des Box-Clubs Olympia Zuwachs erhalten hatte. 1960 eröffnete Seydel eine eigene Kampfkunstschule in der Ludwigstraße. Im Archiv des Budokan befindet sich auch ein Zeitungsartikel aus dem „Taunusboten“ vom 25. September 1962. Darin heißt es: „Unter der Bezeichnung Budokan vereinigten sich der Armed Forces Karate Club Frankfurt und der Bad Homburger Karate Club. Die Leitung und Ausbildung in Frankfurt und Bad Homburg übernahm der Diplom-Karatelehrer Jürgen Seydel. Der Unterricht in Bad Homburg, den auch junge Amerikaner besuchen, wurde vom Hotel Deutscher Hof in die Turnhalle der Realschule in der Gymnasiumsstraße verlegt.“
Bis Mitte der 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts firmierte der Verein unter Karate-Dojo Bad Homburg, ehe die Eintragung ins Vereinsregister als „Budokan Bad Homburg e. V.“ erfolgte.
Untrennbar mit der Geschichte des Budokan verbunden ist der Name der Rock-Legende Elvis Presley. Der „King of Rock’n’Roll“ war auch ein begeisterter Karate-Sportler und Jürgen Seydel für den in Bad Nauheim stationierten US-Soldaten vom 6. Dezember 1959 bis zum März 1960 Privat-Trainer gewesen. Vor seiner Rückkehr in die USA verlieh Seydel seinem prominenten Schüler noch den Braungurt. (sp)